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Clusteranalyse: Damit Breitbandnetze sich schneller rechnen

Der Glasfaserausbau kann für lokale Netzbetreiber zu einer großen Herausforderung werden. Denn es werden potentiell zweistellige Millioneninvestitionen getätigt, in der Hoffnung, dass sich diese am Ende auch wirtschaftlich rechnen. Da in der Realität in der Regel nicht alle Haushalte in einer Region zu Kunden werden, muss der Aufbau eines Breitbandnetzes sinnvoll gestaltet werden. Idealerweise erschließt man zunächst die Bereiche, die das höchste wirtschaftliche Potential bieten. Basis für die Auswahl ist die so genannten Clusteranalyse.

 

Autor: Henrik Wiese, Planer bei der tktVivax GmbH

Grobplanung als Basis

In der Clusteranalyse werden räumlich getrennte Flächen anhand verschiedener Bewertungskriterien verglichen. Dazu wird zunächst eine räumliche Aufteilung vorgenommen. Diese orientiert sich oft an einer bereits erstellten Grobplanung. Damit baut die Clusteranalyse auf technisch realisierbaren Daten auf. Geografische Hindernisse wie Bahnlinien, Flüsse oder Brücken sind in einer solchen Planungskonzeption bereits berücksichtigt. So kommt es bei der späteren Realisierung zu weniger Überraschungen. Bei der groben Clusteranalyse werden in der Regel die PoP-Versorgungsbereiche als Raster herangezogen. Im Rahmen einer granularen Betrachtung kann dies auf Basis der Verteilbereiche erfolgen. Die grobe Analyse macht dann Sinn, wenn ein Netzbetreiber zunächst einmal Grundsatzentscheidungen treffen und das Netzgebiet als Ganzes strukturieren möchte. Die feinere Analyse hat dann die Aufteilung der priorisierten Teilbereiche zum Ziel, um herauszufinden, welche Ortsteile für den Aufbau des neuen Netzes am rentabelsten sind.

Bewertungskriterien und Kosten

Dabei werden die einzelnen Cluster hinsichtlich ihres Umsatzpotentials und der für die Erschließung notwendigen Investitionen genauer unter die Lupe genommen. Beide Kriterien zählen in der Bewertung jeweils zur Hälfte.. Auf Investitionsseite betrachtet man die Erschließungskosten pro Haushalt. Für jedes Cluster wird dabei die Investitionssumme des passiven Netzes errechnet und der Anteil pro Haushalt ermittelt. Die Möglichkeit der Anbindung an überregionale Netze ist hier ebenfalls relevant, da ohne diese das gebaute Netz nicht funktionieren würde.

Umsatzchancen differenziert betrachten

Beim Umsatzpotential gibt es deutlich mehr Einflussfaktoren als bei der Ermittlung der Kosten. Die größte Bedeutung hat der bestehende Wettbewerb. Wenn ein Teilbereich des künftigen Netzes bereits gut versorgt ist, ist anzunehmen, dass weniger Kunden zu einem neuen Netzbetreiber wechseln werden. Wachstumspotentiale bieten dagegen Neubaugebiete oder Nachverdichtungen, denn sie werden von noch ungebundenen Kunden bezogen, die einfacher als bereits vertraglich gebundene gewonnen werden können. Ein höherer Anteil von Gebäuden mit vielen Haushalten in einem Cluster ist ebenfalls attraktiv, da hier durch einen einzigen Gebäudeanschluss viele Kunden versorgt werden können. 

 

Gewerbliche Kunden sind dagegen aufgrund ihrer höheren Zahlungsbereitschaft für hohe Übertragungsraten oder symmetrische Anschlüsse begehrt. Wenn in einem Cluster viele Gewerbetreibende  angesiedelt sind, verbessert dies die Attraktivität entsprechend. Demographische Aspekte haben ebenfalls einen Einfluss auf die Cluster-Priorisierung, wenn auch einen kleineren. Denn das Internet ist ein Produkt, das quer durch die gesamte Bevölkerung nachgefragt wird. Aspekte wie Alter und Einkommen sind deswegen deutlich weniger wichtig für die Cluster-Bildung.

 

Die Gewichtung der einzelnen Kriterien kann sich je nach Projekt verändern. Wenn beispielsweise der Anteil der gewerblichen Nachfrager in den verschiedenen Gebieten jeweils ähnlich hoch ist, verliert das Kriterium Relevanz. So hilft ein an sich wichtiger Faktor in einer solchen Situation nicht bei der Differenzierung. Ähnlich können in der Praxis andere wichtige Kriterien durchaus unwichtiger werden und unwichtige Kriterien wichtiger.

 

Clusteranalyse liefert Hinweise, keinen Fahrplan

Die Ergebnisse der Clusteranalyse können selten 1:1 in die Realität übertragen werden. Sie liefern dem Kunden lediglich eine Entscheidungsunterstützung. Sind beispielsweise die attraktiven Cluster räumlich weit voneinander entfernt, muss dies bei der Reihenfolge des Ausbaus der  einzelnen Clustern berücksichtigt werden, da das Netz in der Regel zusammenhängend und nicht separiert in getrennten Gebieten gebaut werden soll. Solche Aspekte müssen nach der erfolgten Clusteranalyse je nach Projekt zusammen mit dem Kunden ausgearbeitet werden, damit dieser am Ende die richtige Entscheidung treffen kann.

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